Ein soziokulturelles Projekt aus dem Jahr 2014
Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Das mechanisierte Töten, der erstmalige Einsatz von Giftgas, der vorsätzliche Völkermord sowie Not und Entbehrungen unter der Zivilbevölkerung forderten ca. 17 Millionen Todesopfer. Nur 25 Jahre später löste Hitlerdeutschland mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg aus. Kriegshandlungen von unvorstellbarem Ausmaß, Kriegsverbrechen, Völkermord und Flächenbombardements gegen die Zivilbevölkerung brachten zwischen 60 und 70 Millionen Menschen den Tod.
100 Jahre später leben wir in einer globalisierten Welt und sehen in den Nachrichten tagtäglich Berichte über Terrorakte, Menschenrechtsverletzungen, Folter, Mord und Völkermord. Auch die Bundeswehr wird immer häufiger in militärische Aktivitäten im Ausland involviert, die zwar humanitären Zwecken dienen, jedoch meist in Kampfeinsätze münden, bei denen Menschen – auch Zivilisten – sterben.
Wie können wir diese Ereignisse mit unserem humanistischen Weltbild, mit unserem grundsätzlichen Streben nach Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und multikultureller Gemeinschaft vereinen? Wie reflektieren junge Menschen, die demnächst vielleicht selbst eine Uniform tragen, diese komplexe, schwer zu durchschauende Situation? Welche Schlüsse ziehen sie?
In unserem Projekt „Helden ? 1914+100 ?“ haben wir gemeinsam mit Leipziger Jugendlichen erforscht, was die Menschen vor 100 Jahren in den Krieg trieb. Wie war damals die Stimmung in unserer Stadt? Was erwarteten die Leipziger vom Krieg, wovor fürchteten sie sich? Ganz konkret! Ganz nah!
Außerdem haben wir mit Bundeswehrsoldaten gesprochen, die in Kampfeinsätze im Ausland involviert waren. Wie stehen sie zu der Gefahr, Menschen töten zu müssen oder selbst getötet zu werden? Worin sehen sie die Rechtfertigung ihres Einsatzes? Was hoffen sie, zu bewirken? Wieder: Ganz konkret! Ganz nah!
Wir haben intensiv die Frage nach dem Sinn von Kriegen diskutiert. Taugt Krieg zur Lösung politischer, ethnischer oder religiöser Konflikte? Ist er beherrschbar, können militärische Aktionen eng begrenzt gehalten und zielgenau eingesetzt werden? Rechtfertigen die erreichbaren Ergebnisse die einzugehenden Risiken?
Die Ergebnisse dieser Recherchen und die persönlichen Meinungen und Haltungen der Projektteilnehmer wurden während einer Workshopwoche im September unter Anleitung von freischaffenden Künstlern in verschiedenen künstlerischen Formaten aufbereitet. Es entstanden mehrere Comics, ein AnimaDok-Film, ein Textheft, eine theatralische Lesung und eine Folienpräsentation. Am 10.10.2014 wurden die Projektergebnisse in der naTo der Öffentlichkeit vorgestellt. Für einige Wochen war eine Auswahl der zeichnerischen Arbeiten in der naTo-Kneipe zu sehen.
Die naTo dankt ganz herzlich allen Teilnehmern für ihre engagierte und phantasievolle Arbeit und den beteiligten Künstlern und Pädagogen für die professionelle und begeisternde Workshopleitung: Thurit Kremer – AnimaDok-Film | Larsen Sechert – Literatur & Theater | Klaus Grabenhorst – Präsentation | Peter Lorenz & Christine Fitz – Comic