Neu Rot stellte innerhalb des alternativen Musikreservoirs der DDR eine singuläre Erscheinung dar. Mit einer bemerkenswerten Strenge gegen sich selbst, tastete sich die Band über Jahre konzentriert in Richtung Postrock vor. Dieser intensive Prozess fand 1988 mit der Produktion des Tapes »Halt An« seine Erfüllung. Ihm ging die Emanzipation von Punk sowie ein Ringen um die ureigensten Mittel und ihre technische Umsetzbarkeit voraus. »Halt An« stand darüber hinaus im Zeichen einer Trauerarbeit: Denn 1987 starb Michael Pfaff, der erste Bassist der Band.
Michael Pfaff, Jörg Stein und Henrik Eiler traten 1982 zunächst als Egacell in und um Leipzig auf. Dem Systembruch von Punk zu Postpunk folgte schließlich die Umbenennung in Neu Rot. Anfangs gekennzeichnet durch den neuen Sänger Klaus-Peter John, der sich 1987 dem Projekt The Oval Language zuwandte, sowie die seit 1984 zu hörende Violine von Anke Mehlhorn, arbeiteten sie sich zu einem Sound vor, dem zuerst noch Birthday Party, später aber eher Peter Hammill oder die deutschen Alben von Peter Gabriel als vage Referenzen dienten.
Bei »Halt an«, das Mike Stolle produzierte, wurde dafür u.a. Jörg Steins Gesang durch einen Gitarrenkompressor gezwängt, während er als Gitarrist nur bestimmte Saiten auf immer wiederkehrenden Bundlagen anschlug. Henrik Eiler reduzierte zudem mittels ungerader Taktarten gezielt die Dynamik und musterte weitestgehend die Becken aus oder ersetzte sie durch Bleche aus
der Druckformherstellung.
Die Kassette, deren Cover der Künstler Daniel Schörnig gestaltete, wurde in einer Auflage von unter einhundert Kopien verkauft, zumeist bei Konzerten, und war die letzte Neu Rot-Veröffentlichung in der DDR, der Jörg Stein und Karsten Maaß im Herbst 1989 den Rücken kehrten. Vorerst Geschichte, reformierte sich die Band 1992 mit Stein, Eiler und Maaß. Neu Rot ist bis heute aktiv und spielte 2019 eine der interessantesten Shows beim mehrtägigen Heldenstadt anders-Festival im UT Connewitz. »Halt an« erscheint nun bei Tapetopia, einer Edition von Henryk Gericke, die sich der Wiederveröffentlichung von Kassetten des DDR-Postpunk-Kontexts auf Vinyl widmet.
Basierend auf dem Booklet-Text von Henryk Gericke (Tapetopia).
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